Im Mühltal südlich von München darf die Isar weitestgehend frei fließen, ihr Umfeld gestalten und sich auch mal ausbreiten, wenn sie gerade viel Wasser hat. Sie darf einfach ein normaler Fluss sein. Das war nicht immer so.
Die beiden Isar-Ranger Andreas Huber und Bernhard März können sich noch gut erinnern: Vor 13 Jahren sah die Isar hier noch ganz anders aus. Sie war eintönig, begradigt, eingezwängt in ein künstliches Korsett aus Beton.
Bayerisches Fernsehen, Sendung „Unkraut“ vom 25.6.2012, Autor: Sabine Winter
Ein kläglicher Rest Isar
Die Menschen hatten angefangen, sich großzügig an ihrem Wasser zu bedienen. Über einen Kanal führten sie es dem Kraftwerk Mühltal zu. Der Isar selbst überließen sie nur einen kläglichen Rest, maximal fünf Kubikmeter pro Sekunde. Naturschützer konnten das kaum mit ansehen.
Nico Döring und Rolf Renner beschlossen, der Isar zu helfen, sie wieder zu dem zu machen, was sie einmal war: ein wilder Gebirgsfluss. Ihre große Chance witterten sie, als das Nutzungsrecht für das Kraftwerk Mühltal auslief und neu verhandelt werden musste. Gemeinsam mit anderen Umweltschützern taten sie sich in der „Isar-Allianz“ zusammen und kämpften unermüdlich für mehr Natur im Mühltal. Sie übten Druck auf die Politik aus und errangen schließlich einen Sieg:
Der Kraftwerksbetreiber bekam die Auflage, der Isar fortan dreimal so viel Wasser zu lassen wie bisher. Und er musste die Isar auf einer sieben Kilometer langen Strecke von ihrem Beton befreien, sie renaturieren – ein Präzedenzfall und die Basis für viele weitere Flussrenaturierungen in ganz Bayern.
Seit 2002 ist die Renaturierung des Abschnitts Mühltal abgeschlossen und es hat sich viel getan: Die Isar hat sich ein schönes neues Bett gerichtet und ihren Lauf um ganze 500 Meter verlängert. Vor allem bei Hochwasser ist sie aktiv. Da breitet sie sich sogar bis in den angrenzenden Auwald aus, schwemmt Schlamm, Kies und Totholz hinein und gestaltet so einen wertvollen Lebensraum mit.
Die Isar bringt noch mehr Gutes – nämlich Kiesbänke. Seit ihrer Renaturierung hat sie im Mühltal 25 Hektar neue Kiesflächen geschaffen. Die ziehen wiederum Vögel wie den Flussregenpfeifer und den Flussuferläufer magisch an. Die Isar leistet also einen aktiven Beitrag zur Artenvielfalt.
Isar-Freiheit Teil zwei
Man könnte fast meinen, sie hätte vergessen, was ihr der Mensch einst angetan hat. Aber das stimmt nicht. Die Isar trägt Narben: Selbst auf der eigentlich renaturierten Strecke finden sich noch vereinzelt Betonreste. Und an einigen kurvigen Stellen neigt sie dazu, sich einzugraben und sich damit vom Auwald zu entfernen.
Die Umweltschützer Nico Döring und Rolf Renner sind sich daher einig: Nach der ersten, gelungenen Renaturierung müsste nun eine zweite folgen – damit die Isar ihre Freiheit noch mehr ausleben kann als bisher.
Bayerisches Fernsehen – „Unkraut“
Weitere Informationen zur Isar-Allianz